„Es kann krass werden“
„Viele stellen sich die Arbeit im Hospizverein harmloser vor, als sie tatsächlich ist. Es kann schon krass werden. Aber alles in allem ist es ein harter und doch zugleich schöner Dienst“, schildert der Geehrte. So erinnert sich Remke gerne an manchen Patienten zurück, den er in den all den Jahren betreuen durfte. Ihm fällt ein früherer Jagdflieger aus dem 2. Weltkrieg ein, ein zugleich „großer Maler“, dem der Sterbebegleiter eine finale Ausstellung im Piushof ermöglichen konnte. Einem schwer kranken Mann aus Leithe – zu diesem Zeitpunkt schon bettlägerig im Krankenhaus – konnte Remke wiederum den letzten Wunsch erfüllen, mit einer Madonna aus dessen Wohnung einzuschlafen. Noch immer besucht er regelmäßig das Grab dieses Patienten.
Wenn Remke über seine Betreuungen spricht, redet er von „Freundschaften“. Daher sind solche Langzeitbegleitungen inzwischen schwer für ihn geworden, das Ende greife einen 80-Jährigen dabei zu sehr an. Remke sieht sich nunmehr als „Feuerwehrmann“, der gerne einspringt, wenn es notwendig ist. So lange es noch geht.
„Ich bin eigentlich ein Raubein, habe aber ein Herz für Leute, die schwächer sind“, schätzt Remke sich ein. Das Engagement im Hospizverein hat aber auch ganz persönliche Gründe: „Mein Vater ist in Russland vermisst, doch meine Mutter hat mich stets gefördert. Später wollte ich sie unbedingt bis zum Ende pflegen, nur in der letzten Stunde konnte ich nicht bei ihr sein. Das wollte ich irgendwie wieder gut machen.“ In der Einrichtung „An der Papenburg“ hat er die Chance dazu gesehen und ergriffen.
„Der Hospizverein ist kein Sportclub. Das ist hier eine Gemeinschaft, in der jeder für jeden da ist“, sagt Remke und ist sicher, dass auch er niemals allein sein wird. Vor allem nicht auf seinem letzten Weg.
Christopher Becker
