Der Abschied ist in einem Krankenhaus wie dem Marien-Hospital ständig präsent. Doch obwohl das Personal täglich mit Schwerstkranken zu tun hat, geht es vielen Mitarbeitern nahe, einen Patienten sterben zu sehen und mit den trauernden Angehörigen umzugehen. Der Hospizverein schult deshalb nun Pflegekräfte des Marien-Hospitals im Umgang mit „Sterben, Tod und Trauer“ – so ist die Fortbildung überschrieben.
Christel Müller-Ovelhey leitet den Kurs. Sie sagt: „Wenn ich jeden Tag damit konfrontiert werde, das macht auch was mit meinem eigenen Empfinden. Man muss das eigene Erleben reflektieren, sonst droht ein Burn-out.“ Der als Blockseminar angebotene Kurs soll also beides sein: Eine berufliche Fortbildung, die den Patienten zugute kommt, und Gesundheitsprophylaxe für die Mitarbeiter. Die Pflegekräfte, die die Schulung außerhalb ihrer Dienstzeit und freiwillig besuchen, lernen, die Bedürfnisse eines Sterbenden wahrzunehmen. Also etwa einschätzen zu können, wovor er Angst hat – vor dem eigenen Tod oder eher davor, Angehörige allein zurückzulassen. „Die Mitarbeiter“, so Christel Müller-Ovelhey, „haben das alle mal gelernt, aber vielleicht ist mit der Zeit etwas Staub auf die Sensoren geraten.“
Den gelte es wegzuwischen, doch ob dieser Kurs fortgesetzt wird, steht noch nicht fest. Man werde analysieren, ob weiterhin Bedarf bestehe, sagt Dr. Barbara Zeller, Chefärztin am Marien-Hospital. Sie plädiert dafür, dass nicht nur das Pflegepersonal, sondern auch Ärzte an solchen Schulungen teilnehmen. „Das lernt man nicht im Studium. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, damit klar zu kommen.“ Zeller könnte sich auch vorstellen, am Marien-Hospital eine Anlaufstelle einzurichten, die dem Personal bei der Verarbeitung von Todesfällen hilft. Denn die gebe es an der Parkstraße nicht.
Jonas Erlenkämper